Das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich von der neuen Sherlock Holmes Hörspiel-Serie hörte, war: brauchen wir denn noch eine weitere Holmes-Serie? In dieser Rezension und mit der ersten Folge in petto, werde ich dieser Frage nachgehen.
Dark Holmes: Blutbad
Es beginnt mit einer Gerichtsverhandlung. Die Medien stehen in den Startlöchern. Dass sich die Verhandlung verzögert, ist dabei sehr ungewöhnlich. Schnell werden noch die letzten Gerüchte ausgetauscht. Der Angeklagte soll schon den dritten Verteidiger einfach gefeuert haben. Obwohl der Fall klar scheint und das Urteil unausweichlich. Aber warum ist genau dieser Angeklagte und seine Verhandlung so ein Medienereignis? Vermutlich, weil es sich um den Lieutenant vom Dallas Police Department Sherlock Holmes handelt. Die Anklage: Schwere Körperverletzung mit Todesfolge oder auch Mord!
Die Verhandlung beginnt und die Zeugen machen ihre Aussagen, belasten den Angeklagten schwer. Die Aussichten auf einen Freispruch scheinen unerreichbar. Das angebliche Verbrechen wird rekonstruiert. Sherlocks Verteidiger, unsicher im Auftreten, plädiert auf nicht schuldig. Sherlock steht mit dem Rücken zur Wand, bricht jedoch nicht sein Schweigen. Aber es fällt noch ein weiterer Name. Ein Name, der für alles verantwortlich sein soll, dessen Holmes beschuldigt wird. Sogar die Hauptzeugin soll er manipuliert habe. Er hat es auf den Polizisten abgesehen und er spinnt ein hinterhältiges Spiel mit dem Ziel, Sherlock Holmes zu vernichten. Denn Sherlock ist ihm auf der Spur. Der Name lautet Moriarty! Wie wird der Richter nun entscheiden? Kann Sherlock das Gericht von seiner Unschuld überzeugen?
Was geht denn da?
Es ist anders als man vielleicht erwarten würde, wenn man den Namen „Sherlock Holmes“ hört. Holmes geht immer, Holmes ist berühmt und man kann nicht genug davon bekommen. Ein Erfolg ist doch selbstverständlich. Ist der Hörspielmarkt nicht schon gesättigt? Das sind vermutlich die ersten Gedanken die man hat, wenn man von einer „neuen“ Holmes Hörspiel-Serie hört. „Dark Holmes“ ist aber anders. Sherlock Holmes ist nicht der feinsinnige Privatdetektiv aus London. Er ist ein Polizist, der sich gerne mal mit einer Pole-Tänzerin einlässt, sich etwas Spaß gönnt. Nicht auf Anhieb der sympathische Schwiegersohn. Sein analytisches und rationales Denken, die deduktive Methode, hat er jedoch behalten. Ebenso den Hang zu Drogen.
Die erste Folge verrät noch nicht alles, was noch kommen könnte. Sie wirft spannende Fragen auf, die hoffentlich (und sehr wahrscheinlich) in den verbleibenden 12 Folgen geklärt werden. Es ist eine mitreißende Gerichts-Folge, bei der die Rekonstruktion auf vielen kleinen Rückblenden aller beteiligten Personen basiert. Man ist also mitten im Geschehen und verfolgt jedes Detail. Auch hier setzt Hörspielmacher Christoph Piasecki (Contendo Media) wieder auf eine kurze Spielzeit (ca. 40 Minuten). Also wird nichts künstlich in die Länge gezogen, da dafür schlicht die Zeit fehlt.
Cast, Musik & Sounddesign
Gegen Manou Lubowski in der Hauptrolle als Sherlock Holmes ist mal so gar nichts einzuwenden. Nicht nur, dass ich ihn unwahrscheinlich gern höre (sehe mir gerade die Serie „The Rookie“ an), er ist für mich die Idealbesetzung für Erik Albrodts geschaffene Neuversion von Sherlock. Dr. Watson, gesprochen von Felix Spieß, und Sherlocks Partnerin Lieutenant Jasmine Lestrade, gesprochen von Victoria Sturm, runden das Hauptensemble ab. Die Cast ist insgesamt gut besetzt – Profis eben! Darunter befinden sich neben Ekkerhardt Belle, Markus Pfeiffer (Kommissar Brekewoldt aus den Insel-Krimis) oder Kerstin Draeger weitere Talente wie Cynthia Taha oder Christoph Walter.
Wie bei allen Produktionen von Contendo Media ist am Sounddesign nichts auszusetzen, alles ist stimmig. Auch der beigesteuerte Soundtrack von Musiker Michael Donner klingt hervorragend. Musikalisch dürfte er sich etwas an der BBC-Serie von Sherlock und auch den Kinofilmen orientiert haben. Das Thema wirkt auf jeden Fall sehr vertraut und passend für die Hörspiel-Serie. Alles in allem ein sehr gelungener Auftakt der neuen Sherlock-Hörspielserie.
Zu Letzt möchte ich noch das Cover von Illustrator und Designer Alexander von Wieding erwähnen. Seine Handschrift war ja schon bei anderen Contendo-Produktion zu sehen und konnte mich auch da schon begeistern. Im Gegensatz zum Serientitel setzt Alexander auf knallig-satte Farben und seinen schon fast typischen „Retro-Stil“. Die texturierten Flächen sind lebendig und haben eine beinahe psychedelische Wirkung. Ein klasse Artwork!
Mein Fazit
Die erste Folge hat mir sehr gut gefallen. Für mich ist es kein erneuter einfacher Aufguss einer sich wiederholenden und bereits erzählten Story, sondern erfrischend neu. Auch das Konzept eines 13-Teilers finde ich gut. Kurz, knackig und ohne große Umwege. Schade ist nur, dass es die Serie nur Digital oder im Stream gibt (ab dem 11.11.2022 bei allen gängigen Plattformen). Eine Komplett-Box hätte sich hier definitiv angeboten. Hätte ich mir ebenso definitiv gekauft. Daher gibt es von mir die MeinOhrenkino-Hörempfehlung!
Hörprobe auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=ROvAZz2OMyA
Contendo Media Homepage: https://contendomedia.d